Ausstellungen, Kommentare, Wissenswertes

Interessiert an Archäologie und antiken Kulturen? Dann bist du hier richtig. Hier, in meinem Blog, findest du Wissenswertes aus der Welt der Archäologie. Ich stelle Museen, Archäologische Parks und Ausstellungen vor oder präsentiere archäologische Themen und Bücher, mit denen ich mich gerade beschäftige. Thematische Schwerpunkte bilden – parallel zu meiner Website www.archaeologie-verstehen.de – Römer (einschließlich Provinzen), Etrusker und Kelten sowie die materiellen Zeugnisse der frühen Christen.

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Die „Römermauer“ am Augsburger Dom

Im Stadtbild des modernen Augsburg sieht man leider nur sehr wenige Reste seiner großen Vergangenheit als Augusta Vindelicum (oder Augusta Vindelicorum), der Hauptstadt der römischen Provinz Raetien. Einer dieser seltenen Plätze ist die sogenannte Römermauer beim Augsburger Dom.

Die „Römermauer“ selbst entstand erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich wurden hier römische Inschriftensteine präsentiert, die bei Grabungen im dahinterliegenden Fronhof gefunden wurden. Leider bot die Mauer mit ihrem Dach nicht genügend Schutz vor Witterung und Umweltverschmutzung. Und auch Vandalismus setzte den Originalsteinen zu. Daher beschloss man 2000/2001 die Originale abzunehmen und die Römermauer mit Abgüssen umzugestalten.

Zu sehen sind nun zum einen Abgüsse von Ehreninschriften. Zum anderen gibt es Architekturelemente wie Kapitelle und Basen von Säulen, Gesimse, Architrave und sogar eine Bauinschrift. Leider wurden alle diese Stücke eher zufällig gefunden und lassen sich keinem Bau oder auch nur einem bestimmten Fundort zuweisen.

Einblicke in das religiöse Leben der Stadt bieten einige Weihesteine. Und verschiedene Grabdenkmäler (siehe Bild oben), darunter das fast 7 Meter hohe Grabmal des Marcus Aurelius Carus aus der Zeit um 180/200 n. Chr. veranschaulichen das Wirtschaftsleben in der rätischen Hauptstadt.

Das ebenfalls auf dem Domvorplatz gelegene sogenannte archäologische Fenster zeigt die Fundamente der Johanneskirche, die Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt wurde. Des Weiteren werden einige Strukturen darunterliegender römischer Gebäude im Pflaster sichtbar gemacht. Was fehlt, ist jedoch eine genauere Erklärung, denn die Infotafeln wurden inzwischen entfernt.

MITHRAS. Annäherungen an einen römischen Kult

25.11.2022 – 10.4.2023, Archäologisches Museum Frankfurt

Die im Frankfurter Stadtteil Heddernheim, dem römischen Nida, gefundenen Zeugnisse des Mithras-Kults bilden schon seit langem einen Schwerpunkt der Dauerausstellung im Archäologische Museum Frankfurt. Nun aber widmet sich eine Sonderausstellung diesem weitverbreiteten Kult, über den wir aber kaum schriftliche Überlieferungen haben.

Die Ausstellung entstand aus der Kooperation der Museen Königliches Museum von Mariemont (Belgien), Museum von Saint-Raymond in Toulouse (Frankreich) und Archäologisches Museum Frankfurt (Deutschland), die sich von 2020 bis 2023 in einem gemeinsamen Projekt dem Mithras-Kult widmeten. Der Name des Projektes, MITHRA, nimmt zum einen den Namen des Gottes auf, steht zum anderen aber als Abkürzung für Mobility And Intercultural Dialogue For The Transmission Of Heritage From Roman Antiquity (Mobilität und interkultureller Dialog für die Vermittlung des Erbes der römischen Antike).

Ab dem 1. Jahrhundert verbreiteten sich einige sogenannte Mysterienkulte im Imperium Romanum. Dabei handelt es sich um Religionen, deren religiöse Lehren und Riten nicht an Außenstehende weitergegeben wurden. Ihre Mitglieder, Mysten genannt, mussten sich in der Regel erst besonderen Riten unterziehen, bevor sie vollwertige Mitglieder wurden. Der Mithras-Kult war offenbar einer der beliebtesten Mysterienkulte. Viele der mehr als 150 bisher gefundenen Kulträume, der sogenannten Mithräen, fand man in den Grenzregionen des Römischen Reiches.

Kern der Frankfurter Ausstellung sind natürlich die Funde aus dem Stadtgebiet selbst sowie weitere Funde aus der Grenzregion des Imperium Romanum entlang von Donau und Rhein. Aber auch Stücke aus den anderen am Projekt beteiligten Museen sowie ausgewählte Funde aus weiteren Regionen, darunter Italien (z. B. Ostia und Vulci) illustrieren, was wir heute über den Mithras-Kult wissen: über die Entstehung, die dem Kult zugrundeliegende Legende, die Einweihegrade, den Ablauf des Kults, die Ausstattung der Mithräen usw.

Anhand von Originalfunden, Kopien und zahlreichen informativen Wandtexten zeigt die Ausstellung Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. Auch mögliche Gründe, warum der Kult nicht überlebte, werden thematisiert. Bis etwa 400 n. Chr. werden offenbar die letzten Mithräum geschlossen. Das Christentum hatte inzwischen alle anderen Religionen im Imperium Romanum verdrängt und seine Anhänger sorgten oft dafür, alle Spuren dieser Religionen zu vernichten.

Weitere Themen der Ausstellung sind die Erforschung des Kults und seine Rezeption bis heute. Alles in allem ist die Ausstellung in Frankfurt eine gelungene Übersicht über den aktuellen Forschungsstand, zu dem das Projekt MITHRA einen entscheidenden Beitrag geleistet hat. Wer sich über die Ausstellung hinaus über den Mithras-Kult informieren will, dem steht ein umfangreicher Sammelband zur Verfügung, der allerdings leider nur in Englisch und Französisch erschienen ist.

Weitere Informationen zum Projekt unter https://mithra-project.eu/

Katalog:

L. Bricault – R. Veymiers – N. Amoroso Boelcke – L. Barthet (Hrsg.), The Mystery of Mithras. Exploring the heart of a Roman cult (Mariemont 2021)

Ausstellung „Neues Licht aus Pompeji“

Staatliche Antikensammlungen München, 08.11.2022 – 30.04.2023

Die aktuelle, inzwischen bis 30.4. verlängerte Ausstellung in der Antikensammlung in München präsentiert die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojektes, das sich den in den verschütteten Städten am Vesuv gefundenen Beleuchtungsgeräten gewidmet hat. 180 Originalfunde aus Bronze zeigen die Vielfalt, mit denen man nicht nur die Nacht erhellte. Auch tagsüber waren Lampen in vielen Bereichen notwendig. Denn römische Häuser erhielten bis auf wenige Räume kein Tageslicht.

Um eine Vorstellung davon zu vermitteln, zeigt die Ausstellung daher als Einstieg in das Thema, wie hell es in den einzelnen Bereichen eines römischen Hauses war. Ganz deutlich zeichnet sich ab, wie abhängig die Bewohner selbst luxuriöserer Villen von künstlichem Licht waren. Kein Wunder, dass die Römer ihre zwölf Tagesstunden an die Jahreszeiten anpassten. So waren die einzelnen Stunden während der Wintermonate wesentlich kürzer als in den Sommermonaten, wie eine entsprechende Zeitleiste veranschaulicht.

Die Beleuchtungsgeräte in der Münchner Ausstellung bestehen fast ausschließlich aus Bronze. Diese besteht aus einer Legierung aus Kupfer und Zinn sowie anderen Metallen wie Blei, wobei die genaue Zusammensetzung variieren kann. Die Ausstellung zeigt, wie sich verschiedene Legierungen unterscheiden – sowohl im Farbton als auch in der Art, wie sie sich anfühlen.

Die Ausstellung präsentiert eine erstaunliche Vielfalt an Formen für Öllampen, Kandelaber, Lampenständer sowie Lampen- und Fackelhalter in figürlicher Form – sei es als Statuetten, sei es als lebensgroße Figuren. Das flackernde künstliche Licht fand Verwendung bei Banketten und im Kult, erleuchtete dunkle Wege und Straßen und schuf eine sinnliche Atmosphäre bei erotischen Abenteuern.

Gleichzeitig lebt die Ausstellung vom Gegensatz zwischen der antiken Beleuchtung und den modernen Lichtskulpturen des Münchner Lichtdesigners Ingo Maurer.

Weitere Informationen:

https://www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/index.php/de/jevents-alle-kategorien/Eventdetail/294/48,78/neues-licht-aus-pompeji

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-ausstellung-antikensammlung-pompeji-lampen-1.5713903

Ruth Bielfeldt u. a., Neues Licht aus Pompeji (2022)

Ave Caesar! Römer, Gallier und Germanen am Rhein

23. Oktober 2022 – 30. April 2023, Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig

Vom Herbst 2022 bis zum Sommer 2023 zeigt eine Ausstellungsreihe in 38 Museen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz die Bedeutung des Rheins für diese Länder. Jede Ausstellung greift dabei andere Themen heraus und trägt so dazu bei, Natur, Geschichte, Technik, Kultur oder Kunst rund um den Fluss zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. So widmet sich zum Beispiel das Antikenmuseum Basel der Rolle des Rheins in der Antike.

Die Ausstellung zeigt den Fluss als wichtigen Verkehrsweg, der verschiedene Kulturen verband. Er ermöglichte nicht nur Handel über weite Strecken, sondern förderte – damit verbunden – auch den Kulturaustausch zwischen Griechen, Römern und Etruskern auf der einen und Galliern und Germanen auf der anderen Seite.

Das Basler Museum zeigt, wie sich die Kontakte zwischen all diesen Völkern gestalteten. Eine Zeitenwende bildete dabei Caesars „Gallischer Krieg“. Kontakte und Austausch von Gütern, Ideen und auch Menschen gab es schon vorher, nun aber nahmen die Römer das Land bis zum Rhein in Besitz und erklärten den Fluss zur Grenze zu ihrem Imperium. Auch wenn dieser „nasse Limes“ keine undurchlässige Barriere gegen die Menschen am anderen Ufer bildete, markierte der Krieg doch eine neue Dimension in den Beziehungen zwischen Römern, Galliern und Germanen.

Im Römischen Reich übernahmen die dort lebenden „Barbaren“ mehr und mehr die römische Kultur mit all ihren Annehmlichkeiten: feines Geschirr, Thermen, Villen mit jeglichem Luxus usw. Und die jenseits Rheins lebenden Völker überquerten die Grenze, um über den Handel an der römischen Kultur teilzuhaben. Später drangen ganze Scharen dieser sogenannten Barbaren in das Imperium ein, um sich dort niederzulassen. Dieser Kulturaustausch war jedoch keine Einbahnstraße. So nahmen die Römer beispielsweise keltische Gottheiten in ihren Pantheon auf.

Auch die Umwelt veränderte sich. Um die Versorgung ihrer Soldaten sicherzustellen und schnelle Truppenbewegungen zu ermöglichen, erschlossen die Römer das eroberte Land durch hunderte von Straßen. Sie beuteten die Rohstoffe aus und das Hinterland der Militärlager war mit Landgütern übersät, die die Ernährung der Soldaten sicherten.

All diese Veränderungen stellt die Ausstellung in Basel schlaglichtartig vor und die kostenlose Begleitpublikation vertieft die Informationen für den interessierten Besucher.

Weitere Informationen:

https://www.antikenmuseumbasel.ch

Die Begleitpublikation und die Ausstellungstexte stehen auch digital zur Verfügung:

https://issuu.com/antikenmuseumbasel/docs/amb_sa_ave_caesar_katalog_issuu_2209151

Die etruskische Nekropole Crocifisso del Tufo in Orvieto

Das malerische Städtchen Orvieto, hoch auf einem Felsplateau thronend, befindet sich im Südwesten Umbriens. Man vermutet hier eine der wichtigsten etruskischen Städte – Velzna (Volsinii Veteres auf Lateinisch).

An der modernen Straße, die zur Stadt hochführt, liegt die etruskische Nekropole Crocifisso del Tufo. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckt, aber erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann man, das Areal systematischer zu erforschen. Die Funde sind größtenteils im Museum von Orvieto untergebracht.

Die Nekropole besteht aus etwa 200 würfelförmigen Gräbern, die sich an rechtwinklig angelegten „Straßen“ aneinanderreihen. Die Grabkammern sind jeweils ca. 3 x 2 Meter groß. Oft führen drei Stufen in die Gräber hinunter und an der Rückwand sowie an einer Seite sind Steinbänke aus dem Felsen gehauen, auf denen man die Verstorbenen ablegte oder eine Aschenurne aufstellen konnte. Der Fußboden besteht aus gestampfter Erde oder aus Tuffstein. Die Grabbeigaben deponierte man sowohl bei den Verstorbenen auf den Bänken als auch auf dem Fußboden. Und einige Beigaben waren offenbar auch an der Wand angebracht, wie Nägel nahelegen.

Die Dächer bilden innen oft ein falsches Gewölbe, d. h. sie bestehen aus Tuffblöcken, die nach und nach weiter zur Mitte hin vorspringen. Die Gräber wurden mit einer Steinplatte verschlossen und der Bereich der Treppe wurde anschließend noch mit losen Steinen verfüllt. Zusätzlich markierte man die Gräber mit Grabsteinen, den sogenannten Cippi.

In der Nekropole Crocifisso del Tufo handelt es sich um Familiengräber und über den Eingängen ist der Name der Familie eingeritzt, die in dem jeweiligen Grab bestattet wurde. Die gefundenen Beigaben, die man ihm oder ihr mitgab, verdeutlichen, welche Rolle die verstorbene Person in der Gemeinschaft spielte. Auch können sie Hinweise auf das Geschlecht der bestatteten Person geben. So fand man beispielsweise Bronze- oder Keramikgefäßen, darunter auch Importware aus Athen, oder auch Waffen und verschiedene Haushaltsgeräte.

Die gefundenen Inschriften lassen darauf schließen, dass die Nekropole vom 8. bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. genutzt wurde. Der Höhepunkt ihrer Nutzung fällt jedoch in das 6. und 5. Jahrhundert.

Literaturhinweise:

  • S. Steingräber – M. Pallottino, Etrurien. Städte, Heiligtümer, Nekropolen, Reise und Studium (1981) S. 284-287
  • R. Hess – E. Paschinger, Das etruskische Italien. Entdeckungsfahrten zu den Kunststätten und Nekropolen der Etrusker, DuMont-Dokumente DuMont-Kunst-Reiseführer 7 (1990) S. 211-213
  • P. Bruschetti, Etruschi ad Orvieto. Il Museo Archeologico Nazionale di Orvieto Collezioni e territorio (2006)