Buchvorstellung: Sabine Panzram / Dominik Kloss, Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Spanien

(Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz 2022)

Im neuesten Reiseführer der Reihe „Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten“ entführen uns Sabine Panzram und Dominik Kloss nach Spanien. Die beiden Altertumswissenschaftler nehmen uns mit auf eine Rundreise durch das beliebte Urlaubsland und stellen uns ihre Auswahl an wichtigen archäologischen Stätten vor. Und Spanien hat kulturell wirklich viel zu bieten. Zeugnisse von Iberern und Keltiberern, von Phöniziern und Puniern, von Griechen und Römern finden sich ebenso wie sehenswerte Bauten der Westgoten oder aus der maurisch-arabischen Zeit.

In der Einführung geben die Autoren einen Überblick über die Geschichte Spaniens von der Bronzezeit bis zur Eroberung durch die arabischen Umayyaden im 8. Jh. n. Chr. Auch gehen sie auf die geographischen und klimatischen Bedingungen der verschiedenen Regionen ein. Einerseits machten reiche Bodenschätze (Kupfer, Zinn, Silber, Gold, Eisen usw.) die iberische Halbinsel für viele Völker attraktiv. Andererseits eigneten sich einige Landstriche besonders gut für die landwirtschaftliche Nutzung. So gedeihen hier optimal Oliven, Wein und Getreide. Zur Orientierung sind dieser Einführung zwei Karten vorgeschaltet. Eine des römischen Hispanien und eine des heutigen Spanien.

Im folgenden Kapitel starten wir unsere Rundreise durch Spanien in Katalonien. Genauer gesagt in Ampurias, nur etwa 35 Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Die Reise führt uns durch die verschiedenen Regionen Spaniens, einschließlich eines Ausflugs nach Mallorca, und endet schließlich in Andalusien. Zu den Orten, die es in diesen handlichen Reiseführer geschafft haben, gibt es Hintergrundinformationen über Geschichte und Forschungsgeschichte und die Autoren gehen ausführlich auf das ein, was den Ort besonders macht.

In manchen Orten sind es trotz ihrer einstigen Bedeutung nur wenige sichtbare Reste in versteckten Ecken, wie z. B. in Barcelona, die in den Orten heute noch besichtigt werden können. Daneben gibt es aber auch die großen archäologischen Zonen oder Parks in Zaragoza, Mérida, Itálica in der Nähe von Sevilla oder Baelo Claudia bei Bolonia an der Südspitze der iberischen Halbinsel. Auch begegnen wir natürlich der berühmten Dame von Elche und stehen staunend vor dem imposanten römischen Aquädukt von Segovia. Wichtig für Besucher sind die Informationen zu Museen und archäologischen Stätten, die jeweils am Seitenrand angegeben sind. Ein Glossar und ein Literaturverzeichnis schließen das informative und kurzweilige Buch ab.

Natürlich kann die Beschränkung auf 50 Stätten nur eine kleine subjektive Auswahl unter den hunderten präsentieren, die einen Besuch wert sind. Aber das Buch zeigt nicht nur, dass Spanien in jedem Fall viel mehr zu bieten hat als Sonne und Strand und es macht Lust darauf, mehr über die Geschichte Spaniens und die vielen archäologischen Hinterlassenschaften zu erfahren. Und vielleicht gibt es irgendwann einen zweiten Band.

Sabine Panzram, Dominik Kloss
Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Spanien
176 Seiten, 108 Abbildungen, 2 Karten
geb. € 20,00 (D) / € 20,60 (A)
ISBN: 978-3-96176-180-7

Aquädukt von Segovia

Noch heute beeindruckt uns die Baukunst der Römer. Dazu gehören auch die Wasserleitungen, die sich viele Kilometer durch die Landschaft zogen, um römische Städte mit Trinkwasser zu versorgen.

Ein Beispiel ist der Aquädukt, der das Stadtbild der spanischen Stadt Segovia prägt und die Stadt noch bis 1974 mit Quellwasser aus den gut 15 Kilometer entfernten Bergen der Sierra de Fuenfría versorgte.

Der Aquädukt beginnt am Fluss Acebeda. Das dort angelegte kleine Stauwehr funktioniert bis heute. Die Wasserleitung verläuft bis kurz vor Segovia unterirdisch und nutzt das natürliche Gefälle des Geländes. Der Kanal war am Anfang der Strecke noch 51 x 56 cm groß und wurde im Hauptteil auf 30x 30 cm reduziert. Die Sauberkeit des Wassers gewährleisteten mehrere Becken, in denen sich der Schmutz absetzen konnte.

Kurz vor der Stadt wurde die Wasserleitung dann oberirdisch weitergeführt. Dieser insgesamt 728 Meter lange oberirdische Kanal ist zunächst niedrig und offen. Nach und nach treten zwischen den Kanal und das darunterliegende Gefälle erst eine Mauer, dann eine eingeschossige Arkade und zuletzt eine zweigeschossige Bogenstellung, die sich hoch über der ‚Plaza del Azoguejo‘ erhebt. Dort erreicht der Aquädukt eine Höhe von etwa 28 Metern.

Die Pfeiler bestehen aus einer Mauerschale, die mit Opus Caementitium gefüllt ist, dem römischen Beton. Der Sockel oberhalb der drei höchsten Bögen trug vermutlich eine Inschrift zu Ehren des Erbauers. Und in der Mitte darüber sind Nischen, in denen heute Statuen der Muttergottes und des heiligen Sebastian stehen.

Fertiggestellt wurde dieses Aquädukt 98 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.). Der Bau begann aber vermutlich schon unter Kaiser Domitian (81 – 96 n. Chr.). Im Jahr 1072 wurde das Aquädukt zum Teil beschädigt, zur Zeit der sogenannten Katholischen Könige Isabella I. von Kastilien (1451–1504) und König Ferdinand II. von Aragón (1452–1516) jedoch durch das Einfügen von 36 gotischen Spitzbögen wieder repariert. Seit 1985 ist er zusammen mit der Altstadt von Segovia UNESCO-Welterbes und ist vermutlich eines der besterhaltenen Zeugnisse römischer Architektur auf der iberischen Halbinsel.

Die römische Nekropole von Carmona (Spanien)

Carmona, gut 40 Kilometer nordöstlich von Sevilla gelegen, wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Auch die Römer nutzten die strategisch gute Lage auf dem Höhenzug Alcores am Fluss Guadalquivir und machten aus dem karthagischen Ort Kar-Hammon einen der blühendsten Handelsplätze Spaniens. Reste des römischen Ortes Carmo sind auch heute noch im Stadtbild sichtbar: neben dem Sevilla-Tor, dem Amphitheater, Reste der Wasserleitung und einer Brücke vor allem die 1881 entdeckte Nekropole an der Straße nach Sevilla in der Nähe des Amphitheaters.

Bei den gefundenen Gräbern handelt es sich vor allem um in den Felsen gehauene Grabkammern, die über einige Stufen zugänglich waren. Die Gräber stammen vermutlich aus dem 1. und 2. Jh. n. Chr., als die Brandbestattung noch die häufigste Bestattungsform der Römer war. Die Urnen wurden in Nischen abgestellt, die an allen Seiten der Kammer in die Wand geschlagen waren. Für Opfergaben im Rahmen des Totenkults gab es unter den Nischen in der Regel eine Bank.

Zwei Grabanlagen in Carmona stechen jedoch aus den üblichen heraus: das Elefantengrab und das Servilia-Grab.

Die Tumba del Elefante, benannt nach einer dort gefundenen Sandsteinfigur eines Elefanten, besitzt zusätzlich zur eigentlichen Grabkammer noch weitere Räume. Eine Küche, eine Zisterne und ein Speiseraum weisen darauf hin, dass man in dieser Grabanlage offenbar regelmäßig zu Gedenkmählern zu Ehren der Toten zusammenkam. Weichen diese Räume schon von der normalen Grabausstattung ab, so gilt die in Besonderem für einen Altarraum, der dem Kult von Kybele und Attis diente. Weitere Funde in dieser Nekropole legen nahe, dass der Gott Attis, der jedes Jahr starb und wieder auferstand, in Carmona besonders verehrt wurde.

Das Grab der Servilia (siehe Foto oben) hebt sich dagegen vor allem durch seine enormen Ausmaße von den anderen Gräbern ab. Im Zentrum der Anlage befindet sich ein Hof, das von Säulenhallen umgeben ist. Von diesen Umgängen gelangt man auf zwei Ebenen in verschiedene Räume, deren Wände bemalt sind. An der nördlichen Stirnseite des Hofes befindet sich die eigentliche Grabkammer. Ein Gang führt zunächst zur überkuppelten Hauptkammer. Im Zentrum der Kuppel lässt eine runde Öffnung Licht in die Kammer. Dahinter gibt es eine weitere Kammer mit einem Sarkophag.

Heute kann man diese Funde in einem archäologischen Park besichtigen, zu dem auch ein kleines Museum gehört.

Literatur:

  • M. Sales y Ferré: Estudios arqueologicos y historicos. Madrid 1887.
  • Antonio Caballos Rufino: Carmona Romana. 2. Auflage, 2 Bände, Ayuntamiento de Carmona/Universidad de Sevilla, Carmona 2012

Itálica (Teil 6)

Zur Erweiterung unter Kaiser Hadrian gehörte auch ein Tempel, den Hadrian für seinen Vorgänger Trajan errichten ließ. Das sogenannte Traianeum erhebt sich auf einem Podium von ca. 100 x 80 Metern Größe. Das Heiligtum besteht aus einem von Portiken (Säulenhallen) umgebenen Platz und dem eigentlichen Kultbau. Allein der Kultbau misst 29 x 47 Meter. Er erhob sich auf einem weiteren Podium und war ein Ringhallentempel (Peripteros). Vor der Freitreppe des Podiums befand sich der Altar. Von diesem Tempel ist leider nur wenig erhalten.

Die Reste der großen öffentlichen Thermen sind dagegen wesentlich besser erhalten und die Struktur der Anlage ist noch gut zu erkennen. Die Thermen erstrecken sich auf etwa 32.000 Quadratmetern und umfassten neben den üblichen Baderäumen (Umkleideraum, Kaltbad, Warmbad und Heißbad) auch ein Schwimmbecken, eine Sauna und eine Bibliothek. Dazu kamen verschiedene Wirtschaftsräume.

Weitere kleinere Thermen gab es in der Altstadt Italicas (heute Calle Trajano), die sich außerhalb des archäologischen Parks befindet. Diese Thermen wurden wohl unter Trajan errichtet, da sie sich in einem Bereich befinden, in dem Trajan einige öffentliche Gebäude bauen ließ. In den sichtbaren Resten, die aber nur einen Teil der ursprünglichen Anlage umfassen, kann man zwei Caldarien (Heißräume), ein Tepidarium (Warmbad) und ein Frigidarium (Kaltbad) erkennen.

Ebenfalls außerhalb des archäologischen Parks am Ortsrand von Santiponce haben sich die Reste des römischen Theaters erhalten. Hier führte man Tragödien, Komödien oder Pantomimen auf. Das Theater ist das älteste bekannte öffentliche Gebäude Italicas. Es entstand um die Zeitenwende bzw. eventuell etwas früher und wurde bis ins 5. Jh. n. Chr. benutzt. Dabei wurde es im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut und zuletzt auch nicht mehr als Theater verwendet. Das Theater hatte eine Kapazität von 3000 Zuschauern und folgte dem üblichen Aufbau römischer Theater: Zuschauerraum, Orchestra, Bühne und Bühnenfassade. An der Rückseite der Fassade schloss ein von Portiken umgebener Hof an. Hier wurde wohl unter Hadrian ein kleiner Kultbau für Isis errichtet.

Das Museo Municipal Fernando Marmolejo gleich neben dem Theater beherbergt einige Fotos der Ausgrabungen, widmet sich aber ansonsten aber der Schenkung des Goldschmieds Fernando Marmolejo Camargo, darunter mehrere Reproduktionen berühmter archäologischer Schätze. Die Funde aus Italica befinden sich dagegen im Archäologischen Museum von Sevilla.

Literaturauswahl:

  • María Soledad Gil de los Reyes und Antonio Pérez Paz, Itálica : official guide to the archaeological complex (Sevilla 2007)
  • Antonio García y Bellido, Colonia Aelia Augusta: Itálica. Madrid 1960.
  • Ulrich-Walter Gans: Die sogenannte Nova Urbs von Italica – eine ‚griechisch-hellenistische‘ Stadtanlage tief im Westen des römischen Reiches? In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 6 (2003), S. 129–139, (PDF; 1,5 MB)
  • Walter Trillmich und Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Hispania Antiqua – Denkmäler der Römerzeit. von Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-1547-3.
  • García y Bellido, A., Colonia Aelia Augusta Italica, Madrid, 1960 (reed. Granada, 1985).
  • Luzón Nogué, J. M., La Itálica de Adriano, col. Arte Hispalense 9, Sevilla, 1975 (2.ª ed. 1979).
  • Caballos, A., Marín Fatuarte, J., Rodríguez Hidalgo, J.M., Itálica arqueológica, Sevilla, 1999.

Itálica (Teil 5)

An die Casa del Patio Rodio schließt sich das Haus der Vögel an, das komplett ausgegraben wurde und dessen Grundriss mit Hilfe von niedrigen Mauern sichtbar gemacht wurde. Dieses Gebäude ist typisch für ein Haus der römischen Oberschicht. Auch hier öffnen sich zur Straße hin einige Geschäfte. In der Mitte der befindet sich der Eingang, von dem aus man durch eine Empfangshalle zu einem Innenhof gelangt. Unter dem von Säulenhallen umgebenen Hof befindet sich eine Zisterne, um das Regenwasser zu sammeln. Dieses Wasser, das zum Kochen und Waschen benutzt wurde, konnte über einen Brunnen im Hof entnommen werden. Über den Hof erreichte man verschiedene Räume, darunter an der linken Seite des Hauses das Mosaik mit Darstellungen von Vögeln, das dem Haus seinen Namen gegeben hat. Hinter dem großen Hof befindet sich der Speiseraum, das Triclinium, der von kleineren Höfen mit Wasserbecken flankiert wird. An diese Höfe schließen verschiedene Privaträume an, die ebenfalls mit Mosaiken ausgestattet sind.

Ein weiteres komplett ausgegrabenes und im Grundriss sichtbar gemachtes Gebäude ist das Haus des Planetariums. Das Gebäude entstand im Zuge des Stadterweiterung unter Hadrian und wurde bis in die Spätantike mehrfach umgebaut. Auch hier haben wir wieder zur Straße hin Geschäfte – in diesem Fall auf drei Seiten – und den Eingang in der Mitte der Fassade. Hinter dem Eingang und der Empfangshalle öffnet sich wieder ein großer von Säulenhallen umgebener Hof mit Garten (Peristylhof). Von hier aus gelangt man zu verschiedenen Wohnbereichen, zu denen weitere kleinere Höfe mit Regenbecken gehörten, sowie zum Triclinium und weiteren Privaträumen hinter dem Peristylhof. Das Mosaik, das dem Gebäude seinen Namen gab befindet sich im Wohnbereich links vom Peristylhof. Das Mosaik besteht aus einem Kreis, der sieben sechseckige Medaillons umgibt. In den Medaillons sind die Planeten-Gottheiten dargestellt, die den römischen Wochentagen ihre Namen gegeben haben: Venus (Freitag) ist umgeben vom Mond (Montag), Mars (Dienstag), Merkur (Mittwoch), Jupiter (Donnerstag), Saturn (Samstag) und Sonne (Sonntag).

 

(Fortsetzung folgt …)