Artemis-Tempel, Syrakus

1910 entdeckte der Archäologe Paolo Orsi unter dem heutigen Rathaus von Syrakus einen ionischen Tempel, der der Göttin Artemis geweiht war. Gleich daneben befindet sich Dom von Syrakus. Dieser wiederum steht über einem Tempel für Athena.

Knochenfragmente, die man bei den Ausgrabungen fand, weisen auf einen frühen Opferplatz. Im 6. Jh. v. Chr. errichtete man dann einen Tempel für Artemis, die Göttin der Jagd. Der Tempel wurde vermutlich nie fertiggestellt, aber er ist der einzige bekannte Tempel Siziliens, der in ionischem Stil errichtet wurde.

Seit einigen Jahren kann man die Reste des Tempels besichtigen. Man sieht hier nicht nur die Fundamente des Tempels, sondern auch Spuren der Hütten prähistorischer Siedler sowie Gräber aus christlicher Zeit, die zur Kirche San Sebastianello gehörten.

Der Tempel der Artemis war 59 Meter lang und 25 Meter breit und hatte je 6 Säulen an den Schmalseiten und 16 Säulen an den Langseiten. Man betrat das Gebäude im Osten über eine Vorhalle (Pronaos). Anstelle einer geschlossenen Cella (Naos) für das Kultbild hat man hier jedoch einen offenen Hof (Sekos) gefunden. Dahinter befand sich der Opisthodomos, das Endstück des Tempels, das nach Westen hin offen war.

Gegenüber dem Eingang und zwischen den Ruinen informieren Texttafeln über das Aussehen und die Geschichte des Artemisions.

Apollontempel (Syrakus)

Einer der vielen Tempel, deren Reste sich im Stadtbild von Syrakus erhalten haben, ist der Apollontempel am Beginn der Altstadt auf der Halbinsel Ortigia.

Der Tempel wurde Anfang des 6. Jhs. v. Chr. errichtet. Es handelte sich um dorischen Ringhallentempel oder Peripteraltempel mit einer Länge von 58,10 m und einer Breite von 24,50 m. Die Cella wurde im Innern durch Säulen in drei Schiffe geteilt. Die sie umgebende Säulenhalle besaß 6 Säulen an der Schmalseite und 17 Säulen an der Langseite. Von diesen Säulen sind heute nur noch wenige erhalten.

In byzantinischer Zeit wurde der Tempel offenbar in eine Kirche umgewandelt. Aus dieser Zeit sind beispielsweise Reste eines Taufbeckens vorhanden. Später wurden aus der Kirche eine Moschee und schließlich wieder eine Kirche. Von dieser letzten Phase als Basilika SS. Salvatore ist noch der Eingang zu sehen. Der Rest des Gebäudes zerfiel im Laufe der Zeit und wurde von einer Kaserne überbaut. Wiederentdeckt wurde der Tempel zwar schon 1860, aber erst 1939 bis 1942 wurde er auch ausgegraben.

Im Meer versunken – Sizilien und die Unterwasserarchäologie

Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn – verlängert bis 24.6.2018

Vor den Küsten Siziliens lagern noch heute viele versunkene Schätze. Zu allen Zeiten waren Schiffe von und nach Sizilien unterwegs. Sie transportierten Menschen oder führten Handelsgüter mit sich. Doch aufgrund von schlechten Wetter- und Strömungsverhältnissen oder Piratenüberfällen erreichten viele dieser Schiffe nicht ihr Ziel. Auch Seeschlachten forderten in diesen Gewässern ihre Opfer.

Eine Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn widmet sich den Funden, die Schatzsucher und Unterwasserarchäologen rund um Sizilien gemacht haben. Diese Funde erzählen von der Bedeutung Siziliens als umkämpftes Zentrum des Mittelmeeres. Hier haben sich Phönizier, Griechen, Römer, Araber, Normannen und Byzantiner verewigt.

Der erste Raum präsentiert einige Amphoren, die dem Transport von Öl, Wein oder Fischsauce (Garum) dienten. Auch führt uns dieser Raum in die Welt der Mythen rund um das Mittelmeer. Hier begegnen uns zum Beispiel Monster aus den Irrfahrten des Odysseus: Skylla und Charybdis, die die Meerenge von Messina bewachen, oder die Sirenen. Andere, friedfertige Meereswesen galten sogar als Glückbringer.

Im nächsten Raum geht es um die Rolle Siziliens im Kampf um die Vormachtstellung im Mittelmeer. Diese hatten zunächst mehrere Jahrhunderte lang die Phönizier bzw. die Karthager inne, bis sie von den Römern abgelöst wurden. Rammsporne gesunkener Kriegsschiffe und Helme zeugen von den Seeschlachten im Verlauf der drei punischen Kriege.

Im dritten Raum sehen wir Luxusgüter wie Statuen und kostbares Geschirr, die sich wohlhabende Römer zum Schmuck ihrer Häuser aus allen Teilen des Mittelmeerraums liefern ließen. Schiffstransporte waren dafür die günstigste Option. Von den ausgestellten Stücken seien hier das Fragment eines bronzenen Elefantenfußes genannt sowie einige Statuen eines vor Mahdi an der tunesischen Küste gefundenen Wracks.

Der letzte Raum gibt einen Überblick über die weitere Geschichte Siziliens unter Byzantinern, Arabern und Normannen. Aus byzantinischer Zeit stammen beispielsweise vorfabrizierte Architekturteile für Kirchen.

Damit die noch unter Wasser verborgenen Schiffe mit den neuesten Methoden untersucht werden können, kümmert sich inzwischen eine eigene Institution, die Soprintendenza del Mare, um den Schutz und die wissenschaftliche Erforschung der Fundplätze vor der Küste Siziliens.

Begleitheft zur Ausstellung:
http://www.landesmuseum-bonn.lvr.de/media/lmb/ausstellungen/pdf/Booklet_Sizilien_Web_03012018.pdf

Auswahlbibliographie:
http://www.landesmuseum-bonn.lvr.de/media/lmb/forschung/pdf_3/Bibliografie_Sizilien_Aufl2.pdf

Parco Archeologico della Neapoli in Syrakus (Teil 2)

Gegenüber dem Eingang zur Latomia del Paradiso befindet sich der Altar des Hierons II, der ca. 215 v. Chr. errichtet wurde. Er war Zeus gewidmet und gilt als größter antiker Altar. Leider sieht man von dem riesigen 198 m x 22,8 m Altar heute nur noch den Teil, der aus dem Felsen gehauen wurde. Der übrige Altar wurde im 16. Jh. als Baumaterial verwendet.

Der Altar schloss sich an einen bereits bestehenden heiligen Bezirk an. Rampen führten zu beiden Seiten zu dem eigentlichen, im hinteren Teil über die ganze Länge gehenden Altar. Dieser wurde im 1. Jh. mit Säulenhallen umgeben. Den Platz zwischen diesen Portiken und dem Altar bepflanzte man mit fünf Reihen Pinien, die dem Zeus heilig waren. Im Zentrum befindet sich zudem ein Wasserbecken, in dem eine kolossale Zeusstatue stand.

Ein weiterer Publikumsmagnet des archäologischen Parks ist das griechische Theater. Dieses Theater wurde etwa um 230 v. Chr. unter Hieron II. gebaut. Es wurde aus dem Felsen herausgearbeitet und ist äußerst flach gestaltet. Der Zuschauerraum ist nur etwa 19 Meter hoch, hat aber einen Durchmesser von ca. 138 Metern. Er ist in neun Sektoren aufgeteilt, zwischen denen Treppen den Zugang ermöglichten, und auf halber Höhe durch einen umlaufenden Gang unterteilt. Im Zentrum der Zuschauertribüne stand eine Zeusstatue.

Das Bühnengebäude war vermutlich dreigeschossig. Davor befand sich eine Holzbühne, die versenkbar war. In dem darunterliegenden Gang konnten Theatermaschinen für Spezialeffekte gelagert werden. Vor dieser Bühne konnte bei Bedarf eine weitere, über Stufen zugängliche Holzbühne aufgestellt werden. Die Orchestra, der Raum zwischen Bühne und Zuschauerraum konnte über seitliche Gänge betreten werden.

In römischer Zeit wurde das Theater umgebaut, um es als auch Arena für Gladiatorenkämpfe und Kämpfe mit wilden Tieren nutzen zu können. Dafür wurde unter anderem das Bühnengebäude zurückgesetzt und der Zuschauerraum umgestaltet. Im 3. Jh. n. Chr. wurden diese Spiele in das neu gebaute Amphitheater verlegt. Das Theater diente nun noch einige Zeit wieder dem Schauspiel oder Musikdarbietungen, bis es dann völlig aufgegeben wurde.

Oberhalb des Theaters befand sich ein Apolloheiligtum sowie eine Gräberstraße, an deren Wänden ursprünglich Bilder von Ahnen und Helden aufgehängt waren. Im Zentrum befindet sich die Grotta del Ninfeo, in der noch heute Wasser fließt. Dieses Nympheum war mit Statuen der Musen geschmückt. Die übrigen heute sichtbaren Grotten dienten als christliche Begräbnisstätten.

 

Literatur:

Brigit Carnabuci: Sizilien. Griechische Tempel, römische Villen, normannische Dome und barocke Städte im Zentrum des Mittelmeeres (= DuMont Kunst-Reiseführer). 6., aktualisierte Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2011

Laura Cassataro: Siracusa. Guida al parco archeologico-A guide to the archaeological park. 2. Auflage, Morrone Editore, Syrakus 2010

Parco Archeologico della Neapoli in Syrakus (Teil 1)

In Syrakus finden sich auch heute noch viele Spuren der griechischen und römischen Vergangenheit der Stadt. Eine der Hauptattraktionen für Besucher der sizilianischen Stadt ist dabei der archäologische Park in der Neustadt.

Bereits von der Hauptstraße Teracati aus sieht man die Nekropole Grotticelle. Dieser Friedhof wurde bereits im 7. Jh. v. Chr. angelegt und bis in römische Zeit genutzt. Aus dieser Zeit stammt auch das sogenannte Grab des Archimedes. Hierbei handelt es sich nicht um ein Einzelgrab, sondern um ein Kolumbarium, d.h. eine Begräbnisstätte, in der an den Wänden Urnen in Nischen aufgestellt wurden.

Gleich neben dem eigentlichen Eingang des Parks befindet sich ein römisches Amphitheater aus dem 3. Jh. n. Chr. Die Sarkophage, die am Weg dorthin aufgestellt wurden, stammen aber schon aus dem 4. und 3. Jh. v. Chr. Auch wurden sie nicht nur in Syrakus gefunden, sondern auch in Megara Hyblaea. Das Amphitheater ist eines der größten des römischen Reichs. Das Theater ist 140 m x 11 m groß; die Arena 70 m x 40 m. Unter den Sitzreihen befinden sich umlaufende Gänge, durch die Gladiatoren und Tiere die Arena gelangten. Über dem inneren Gang befanden sich die Sitze für die höher gestellten Zuschauer. Zu ihrer Sicherheit saßen sie hinter einer Balustrade. Reste von Inschriften zeigen, dass diese Sitze namentlich gekennzeichnet waren.

Ein Besuchermagnet des in den 50er Jahren des 20. Jhs. entstandenen Parks ist das sogenannte „Ohr des Dionysos“. Es handelt sich um eine künstlich angelegte Grotte, deren Eingang der Form eines menschlichen Ohres ähnelt. Sie ist 65 m lang, 23 m hoch und bis zu 11 m breit. Eindrucksvoll führen die vielen Touristenführer vor, wie sich in der Grotte der Schall verstärkt. Möglicherweise wurde dies für religiöse Zwecke eingesetzt.

 

Südöstlich dieser Grotte befindet sich der Steinbruch Latomia del Paradiso. Die antiken Griechen bauten hier Kalkstein in künstlichen Höhlen ab. Diese stürzten allerdings in späteren Jahrhunderten ein und heute befindet sich an dieser Stelle ein Garten.

 

(Fortsetzung folgt …)