Haus Bürgel (Teil 3)

Anschließend verlässt man das Hauptgebäude von Haus Bürgel und wandert außen an der Ostmauer entlang. Im Pflaster sind Lage und Form der zwei Zwischentürme, des Osttors und des südöstlichen Eckturms sichtbar. Vom Osttor führt ein schmaler Pfad zum Ort der Getreidedarre, deren Grundriss in der Wiese markiert ist. Auch die Gräber sollen mit Steinplatten auf der Wiese angedeutet sein. Aufgrund von verschiedenen Hochwassern ist hier allerdings nicht mehr viel zu sehen.

Vor der Südmauer wurde durch die biologische Station ein historischer Nutzgarten mit Gemüse und Kräutern angelegt, der die Essgewohnheiten von Germanen und Römern bis heute zeigt. Auch auf dieser Seite sind Lage und Form der Kastelltürme sichtbar gemacht. Statt eines Tores gab es hier, wie bereits erwähnt, nur eine kleine Tür.

Vor dem zweiten Zwischenturm führt eine neuzeitliche Tür in den Hof, wo rechts die Nachbildung eines römischen Backofens steht. Dieser Backofen wird bei Veranstaltungen genutzt, aber auch im römischen Kastell stand vermutlich ein Backofen. Im Fußboden wurde hier und im Bereich zwischen dem Ofen und dem Wirtschaftsgebäude an der Ostmauer der Grundriss des vermuteten Hauses des Kommandanten mit dem Bad angedeutet.

Der Außenpfad führt weiter bis zur Südwest-Ecke von Haus Bürgel, wo zwei weitere Raume des Museums untergebracht sind. In Raum 7 sieht man rechts Reste der Kastellmauer, genauer gesagt den Kern der Mauer. Denn außen war sie, wie schon erwähnt, mit regelmäßigen Quadern und Ziegelbändern verkleidet. Eine solche Verkleidung ist hier ebenfalls nachgebildet. Näheres zur Bautechnik erfährt man auf den Infotafeln.

Der letzte Ausstellungsraum widmet sich zum einen noch einmal dem Alltagsleben der Soldaten und ihrer Familien, zum anderen der römischen Schifffahrt. So gibt es hier unter anderem Nachbildungen einer Prahm (ein flacher Lastkahn), einer Kochstelle und eines Scorpio, einer römischen Artillerie-Waffe.

Um zum Ausgang des Museums zu gelangen, geht man wieder den Außenpfad entlang und durch das Hauptgebäude.

Die vielen Infotafeln im Museum und am Außenpfad geben zusammen mit den gezeigten Funden einen guten Einblick in das Leben im römischen Kastell von Haus Bürgel. Wenn man in die Gegend von Düsseldorf kommt, lohnt sich in jedem Fall ein Besuch in diesem kleinen Museum.

Weitere Informationen:

Website von Haus Bürgel

Literaturhinweise:

  • Michael Gechter, Michael Hohmeier, K Peter Wiemer: Haus Bürgel in Monheim am Rhein. Rheinische Kunststätten 517, Neuss 2010.
  • Jost Auler: „Capite arma equites!“ Dormagen in der Römerzeit. Dormagen 2021 .
  • Peter Bürschel, Michael Gechter: Ausgrabungen in Haus Bürgel. In: Archäologie im Rheinland 1993. Bonn 1994, S. 94–96.
  • Thomas Fischer: Neue Forschungen im spätrömischen Kastell „Haus Bürgel“, Stadt Monheim, Kreis Mettmann. In: Archäologie in Deutschland. 1998, Heft 2, S. 6 ff.
  • Thomas Fischer: Neue Forschungen im spätrömischen Kastell „Haus Bürgel“, Stadt Monheim, Kreis Mettmann. In: Spätrömische Befestigungsanlagen in den Rhein- und Donauprovinzen. Oxford 1998, S. 41 ff. (BAR Int. Ser. 704).
  • Michael Gechter: Neufunde aus Haus Bürgel. In: Archäologie im Rheinland 2003. Stuttgart 2004, S. 81–83.

Haus Bürgel (Teil 2)

Irgendwann, vielleicht im 11. Jahrhundert, wurde die Befestigung des Kastells bei Haus Bürgel erneuert. Der Turm in der Nordostecke wurde dabei durch einen Eckturm ersetzt, an den sich das Hauptgebäude dieser Burg lehnte. Vermutlich wurde die römische Mauer in der südwestlichen Ecke etwa in dieser Zeit von einem Hochwasser weggespült. Bei einem anderen Hochwasser 1373/1374 verlegte der Rhein sein Bett und so liegt Haus Bürgel nun rechtsrheinisch. Im Laufe der Zeit wurde der Gebäudekomplex immer wieder umgestaltet und diente schließlich in den letzten Jahrhunderten als Gutshof.

Die Funde in und um dieses Kastells zeigen auch, dass es hier schon ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. eine Art Siedlung oder ein Kleinkastell gab. Man fand Gräber, Gruben und zahlreiche Streufunde.

Der Hauptteil des 2003 eröffneten Museums ist im heutigen Hauptgebäudes des Hofes untergebracht. Der Weg dorthin führt zunächst vom Foyer in den Hof, von wo aus man einige der originalen Reste der römischen Mauern erkennen kann sowie den Standort der Maternus-Kirche, deren Grundriss im Pflaster sichtbar gemacht wurde. Eine schmale Treppe führt zum Museumseingang, sodass das Museum leider nicht barrierefrei ist.

Der erste Raum gibt einen Überblick über die Geschichte von Haus Bürgel von den Anfängen vor etwa 2000 Jahren über die mittelalterliche Burg und den Gutshof des 18. Und 19. Jahrhunderts bis heute.

Der nächste Raum widmet sich den Gräbern, die im Hof und außerhalb des Gebäudekomplexes gefunden wurden. Die Grabbeigaben belegen, dass es schon im 1. Jh. n. Chr. am Ort des späteren Kastells eine Siedlung gab. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus die verschiedenen Formen, die es für Körper- oder Brandbestattungen gab, und geht auf Begräbnissitten und Totenkult ein.

Wer hier stationiert war, erfahren wir einen Stock höher in Raum 4. Ausrüstungsgegenstände, Kleidung, Waffen und Münzen zeigen, dass wir es mit germanischen Söldnern zu tun haben. Ihr Alltag wird im nächsten Raum veranschaulicht, wo verschiedene Funde beispielsweise Aufschluss über ihre Essgewohnheiten geben. Auch weisen Haarnadeln oder Steckkämme auf die Anwesenheit von Frauen.

In Raum 3 geht es um römische Militärlager im Allgemeinen und um das Kastell Haus Bürgel im Speziellen. Wie sah der Grundriss aus? Welche Gebäude gab es? Welche Bautechnik verwendete man für Mauern, Tore und Türme?

Der Rundgang führt als nächstes ins Erdgeschoss des Turms der nordöstlichen Ecke. Hier in Raum 6 werden die Arbeitsmethoden von Archäologen erklärt. Fotos und Zeichnungen geben Einblick in die Grabungen an Haus Bürgel. In diesem Raum hat sich außerdem das Fundament des römischen runden Eckturms erhalten.

(Fortsetzung folgt …)

Haus Bürgel (Teil 1)

Südlich von Düsseldorf, in der rechtsrheinischen Urdenbacher Kämpe gelegen, befindet sich Haus Bürgel, ein ehemaliger Gutshof, der sich auf den Mauern eines spätantiken römischen Kleinkastells erhebt. Der derzeitige Besitzer, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung, betreibt hier zum einen eine biologische Station, die sich für den Schutz der Urdenbacher Kämpe mit ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt einsetzt; zum anderen befindet sich hier die Kaltblutzucht der Familie Reuter, die unter anderem Planwagenfahrten in die Kämpe anbietet.

Vor allem aber ist in Haus Bürgel ein „Römisches Museum“ untergebracht, in dem sich der Besucher über die ursprünglichen Bewohner informieren kann. Anhand eines Modells kann man sich gleich im Foyer einen ersten Überblick über das im 4. Jahrhundert n. Chr. noch linksrheinisch errichtete Kastell verschaffen.

Die Innenfläche des Kastells war 64 x 64 m groß und hatte insgesamt vier Ecktürme mit ca. 7,8 m Durchmesser und an jeder Seite zwei weitere kleinere Türme mit nur ca. 5,6 m Durchmesser. An der Ostseite und an der Westseite erlaubten große Tortürme mit einer ca. 3,6 m breiten Durchfahrt, auch mit Wagen ins Kastell zu fahren; an den anderen Seiten gab es dagegen nur Türen für Fußgänger. Zumindest hat sich eine solche Schlupfpforte, mit immerhin auch 1,5 m Breite, in der Südseite der Umfassungsmauer erhalten. Der Kern der Umfassungsmauer bestand aus opus caementitium, dem römischen Gussbeton, außen war die Mauer jedoch mit Tuffquadern und Ziegelbändern verkleidet.

Von der Innenbebauung fand man nur wenige Reste. Neben der Tür an der Südseite gab es ein Badegebäude, das vermutlich zum Haus des Kommandanten gehörte. Allerdings wurde auch dieses Bad später zu weiteren Wohnräumen umgebaut. Die Unterkünfte der Soldaten lehnten sich an die westliche und die östliche Mauer an und waren in Fachwerktechnik erbaut. Vor dem Osttor fand man außerdem eine Darre zum Trocknen von Getreide, Früchten oder Pilzen.

Als die letzten Soldaten, germanische Söldner, das Kastell Ende des 5. Jahrhunderts aufgaben, wurden die Tore zerstört, um zu verhindern, dass es weiter als militärische Anlage genutzt werden konnte. Zudem wurde zurückgelassenes Altmetall eingeschmolzen und wiederverwendet. Erst einige Jahrhunderte später – im 9. Jahrhundert – nutzte man den Innenraum des Kastells wieder. Man errichtete die Maternus-Kirche, eine kleine Saalkirche, die später auch als Pfarrkirche von Zons – heute auf der anderen Rheinseite gelegen – diente, und nutzte das Gelände um die Kirche als Friedhof.

(Fortsetzung folgt …)

San Giovanni Evangelista, Ravenna

Ravenna, ursprünglich direkt an der Adria gelegen, war von 402 bis 476 n. Chr. Hauptresidenz der weströmischen Kaiser. Unter den zahlreichen Bauten, die die kaiserliche Familie in Auftrag gab, befindet sich auch die Basilika San Giovanni Evangelista, das älteste Gotteshaus in Ravenna.

Diese Kirche wurde von Galla Placidia in Auftrag gegeben, der Tochter des byzantinischen Kaisers Theodosius I. 410 n. Chr. gelangte sie, zusammen mit anderen Adligen, bei der Einnahme Roms durch den Westgoten Alarich als Geisel nach Ravenna. Zwar kehrte sie später nach Rom zurück, wurde aber von ihrem Bruder, dem weströmischen Kaiser Honorius 423 n. Chr. nach Konstantinopel verbannt. Nach dem Tod ihres Bruders noch im selben Jahr kehrte sie mit ihren Kindern Honoria und Valentinian nach Ravenna zurück. Zusammen mit ihrem noch minderjährigen Sohn, nun als Valentinian III., regierte sie nun von dort aus das weströmische Reich.

Den Bau einer Kirche zu Ehren des Evangelisten Johannes hatte sie während der Überfahrt nach Ravenna gelobt, als ihr Schiff in einen schweren Sturm geraten war. 425 n. Chr. begannen die Bauarbeiten auf dem Areal der kaiserlichen Residenz, das gleichzeitig nach Norden erweitert wurde. Leider wurde die Kirche in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder umgebaut, sodass ihr ursprüngliches Aussehen nach und nach verloren ging. 1921 versuchte man dieses weitestgehend wieder herzustellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Basilika stark beschädigt worden war, wurde sie erneut restauriert.

San Giovanni Evangelista ist eine dreischiffige Säulen-Arkaden-Basilika, die innen 49 x 22 Meter misst. Die Apsis ist außen polygonal ummantelt und liegt zwischen zwei vorspringenden Räumen für die liturgischen Geräte usw. Sie hat unten drei „zugemauerte Fenster“ und darüber sieben Fenster.

Bei den jeweils zwölf Säulen, die die Seitenschiffe vom Mittelschiff trennen, haben wir Spolien vor uns. Sie stammen also aus anderen, älteren Gebäuden und wurden hier wiederverwendet. Die Kämpfersteine, d. h. die obersten Platten der Säulen, wurden dagegen wahrscheinlich speziell für diese Kirche angefertigt. Auch muss man sich klarmachen, dass das Bodenniveau der Kirche ursprünglich einige Meter niedriger lag als heute. Dadurch hat sich die Wirkung des Innenraumes verändert. Ursprünglich war San Giovanni Evangelista auch eine Halle, die über die Seitenschiffe hinausragte, sowie ein fast quadratisches Atrium vorgelagert. Die Reste liegen unter dem heutigen Bodenniveau.

Die ursprüngliche Innenausstattung ist im sogenannten Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis (Buch der Bischofskirchen Ravennas) von Andreas Agnellus, einem Priesters aus Ravenna, überliefert. Das in der ersten Hälfte des 9. Jh. entstandene Buch nennt zwei Inschriften in der Apsis, die das Gelöbnis der Galla Placidia enthalten. Außerdem sind einige Bilder überliefert. Eines, an der Apsiswand angebracht, zeigte Petrus, der die Hände ausbreitet, als würde er eine Messe lesen. Daneben gab es Bilder eines Bischofs (Petrus Chrysologos?) sowie von Kaisern und Kaiserinnen und vermutlich auch eine Darstellung der in Seenot geratenen Galla Placidia.

Die heute an den Wänden der Seitenschiffe angebrachten Fragmente eines Mosaikfußbodens stammen aus dem 13. Jh., der Glockenturm war im 10. Jh. n. Chr. hinzugefügt worden.

Literaturauswahl:

  • Wladimiro Bendazzi e Riccardo Ricci, Ravenna. Guida alla conoscenza della città. Mosaici arte storia archeologia monumenti musei, Ravenna, Edizioni Sirri, 1992
  • Luca Mozzati, Ravenna, in: Le grandi città d’arte italiane, Milano, Electa, 2007

Kulturtransfer – die Expansion der Römer und ihre Auswirkung auf römische Denkmäler

Kulturtransfer zwischen zwei Völkern geschieht auf zwei Arten:

  1. Expansion, d. h. Export von Kultur
  2. Rezeption, d. h. Assimilierung einer fremden Kultur

Im Zuge der Expansion Roms haben die unterworfenen Völker oft die Kultur und die Errungenschaften der Römer für sich entdeckt und übernommen. Die Römer selbst waren dagegen vor allem von der Kultur der Griechen angetan. Zunächst hatten die Römer ihre Vormachtstellung in Italien ausgebaut und nach mehreren Kriegen die Punier besiegt. Ab dem 2. Jh. v. Chr. mischten sie sich jedoch zunehmend auch in die Geschicke Griechenlands und Kleinasiens ein und stiegen schließlich zur beherrschenden Macht im Mittelmeerraum auf.

Die Expansion in Italien und dem übrigen Mittelmeerraum machte sich bald in den politischen Denkmälern bemerkbar. Zum einen durch Beutedenkmäler, z. B.:

  • die Rostra mit den Schiffsschnäbeln auf dem Forum Romanum
  • die Anbringung vergoldeter Schilde aus den Samnitenkriegen an den tabernae
  • die Aufstellung von Bronzefiguren, die aus dem Heiligtum von Volsinii erbeutet worden waren, am Tempel der Mater Matuta und der Fortuna (schon 264 v. Chr.)

Zum anderen gab man Historiengemälde in Auftrag oder stellte Ehrenstatuen auf.

Mit der außenpolitischen Expansion ging auch eine wirtschaftliche Expansion einher, die zu innerpolitischen Veränderungen führte. Zwischen dem Senat und der Volksversammlung, die mehr Rechte forderte, kam es zu einem Machtkampf, der das republikanische Rom in eine Krise führte, in deren Folge Feldherrn wie Pompeius und Caesar übermächtig werden konnten. Der Konkurrenzkampf zwischen den Parteien zeigte sich auch in der Rivalität der Feldherrn auf beiden Seiten.

So stellte Catull nach dem Sieg über die germanischen Kimbern Beutestücke in einer Halle auf seinem Grundstück auf, das gleichzeitig das Grundstück eines seiner politischen Gegner war. Marius dagegen, ein rivalisierender Feldherr, der den Sieg über die Kimbern für sich reklamierte, errichtete ein Denkmal, das nicht nur seine Siege über die Kimbern feierte, sondern auch seinen Sieg über den numidischen König Jugurtha.

Der Kontakt mit den Griechen und den hellenistischen Herrschern führte zu einer starken Hellenisierung Roms. Römische Feldherrn nahmen anfangs vor allem im griechischen Raum die dortigen Repräsentationsformen an. In Rom selbst gab es dagegen lange Zeit zum Teil erbitterten Widerstand gegen die „verweichlichten Sitten“ der griechischen Welt. Aber das hielt die herrschenden Familien Roms und die siegreichen Feldherrn nicht davon ab, diese Repräsentationsformen nach und nach auch nach Rom zu tragen und für ihren Konkurrenzkampf untereinander zu nutzen.

Dazu gehörte der Raub von griechischen Denkmälern und Kunstgegenständen. So fand beispielsweise ein Gemälde, das eine Schlacht zwischen den Armeen Alexanders des Großen und Dareios III. darstellte, seinen Weg nach Rom und wurde vielfach kopiert. Nachklänge finden sich in Italien seit dem 2. Jh. v. Chr., die berühmteste Nachbildung ist jedoch das Mosaik in der Casa del Fauno in Pompeji (siehe auch meine Beiträge).

Aber auch neugeschaffene römische Kunstwerke zeigen immer stärkeren Einfluss der griechischen Kunst auf die römische Kunst und Kultur.