Die Gallier in Italien (Teil 1)

Da die Gallier selbst uns keine schriftlichen Zeugnisse über ihre Geschichte hinterlassen haben, können wir ihre Einwanderung nach Italien und die Zeit bis zu ihrer Integration in das Imperium Romanum zu einem großen Teil nur aus verstreuten Informationen in der Literatur der Römer und Griechen rekonstruieren.

In den antiken Quellen finden wir allerdings widersprüchliche Angaben darüber, wann die Gallier nach Italien einwanderten. Lange Zeit war die vorherrschende Meinung, dass es sich bei der Ankunft der Gallier in Italien um eine große, einheitliche Einwanderungswelle kurz vor der Einnahme Roms handelte[1]. Inzwischen folgt man jedoch eher der Darstellung des Livius, der den ausführlichsten Bericht zur Einwanderung der Gallier liefert[2]. Danach kamen die ersten Gruppen von Kelten bereits zur Regierungszeit des Tarquinius Priscus (616 – 578 v. Chr.) nach Italien[3]. Diese Gallier hätten sich in der Region nördlich des Po niedergelassen und die dort ansässigen Einheimischen vertrieben. Nach und nach folgten weitere Gruppen. Zuletzt, um 400 v. Chr., gab es eine weitere größere Einwanderungswelle. Diese Gruppen überschritten den Po auf der Suche nach weiterem Siedlungsraum und vertrieben die dort wohnenden Etrusker und Umbrier. Einige Gruppen stießen dann sogar bis nach Mittelitalien vor. Für diese „lange Chronologie“ des Livius spricht auch, dass wir in anderen antiken Quellen ebenfalls Hinweise auf die Anwesenheit von Kelten in der Poebene ab dem 6. Jh. v. Chr. finden.

[1]    z. B. Dion. Hal. XIII exc. 10-11; Plut., Cam. 15 ff.; Appian IV 2, exc. ex Celt. 2
[2]    vgl. hierzu auch H. Homeyer, Zum Keltenexkurs in Livius‘ 5. Buch, Historia 9, 1960, 345 ff.
[3]    z. B. Liv. V 34: Niederlage der Etrusker gegen Gallier in der Nähe des Ticino gegen 600 v. Chr.

(Forsetzung folgt…)